Montag, 15. August 2011

Lhasa

Wir verbringen drei Tage in der Hauptstadt Tibets. Wir besuchen zahlreiche Kloester, Tempel und Palaeste, darunter den Potala Palast (Winterpalast des Dalai Lamas), das Sera und Deprung Kloster und den Jokhan Tempel im Zentrum der Altstadt. Begleitet werden wir von Sonam, unserem 25-jaehrigen tibetischen Guide. Dieser junge Mann kennt die gesamte Geschichte des tibetischen Buddhismus bis ins Detail und bemueht sich sehr, sie uns zu erklaeren. Bei vielen Rundgaengen und etlichen Glaesern Yakbuttertee philosophieren wir ueber Buddha und die Welt. Wir muessen bald feststellen, dass die Chinesen die tibetischen Einwohner fest im Griff haben. So staunt Sonam, dass in der Schweiz Personen, die ein politisches Amt besetzen, ihre Religion frei ausueben koennen und dass man demonstrieren darf, ohne festgenommen zu werden. Beides ist undenkbar in Tibet. Lhasa ist voll mit Polizisten und Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag, im Falle eines ploetzlichen Aufstandes. Man wird also rund um die Uhr bewacht und beobachtet.

In Lhasa vereint sich das Heilige mit dem Alltaeglichen. Wir begegnen Pilgern aus ganz Tibet, die in langen Schlangen andaechtig Gaben in die Tempel bringen und Gebete vor sich her murmeln. Viele Leute alufen taeglich  mindestens eine der unzaehligen Koras, das sind Rundgaenge um Gebetsstaetten, die stets mit Buddha zur Rechten (im Uhrzeigersinn) gefuehrt werden. Fast immer gibt's neben der eigenen auch stationaere Gebetsmuehlen zum Drehen. Die Koras bringen neben dem Treffen von Freunden und Nachbarn spirituellen Verdienst, der das Karma aufbessert. Je positiver das Karma in diesem Leben, desto besser die Prognose fuer das naechste und desto schneller gelangt man zur Erleuchtung und schlussendlich ins Nirvana.


We spend three days in the capital of Tibet. We visit many monasteries, temples and palaces like Potala Palace (the winter palace of the Dalai lama), Sera and Deprung monasteries and the Jokhang temple in the center of the old town. We are accompanied by Sonam, our 25 year old Tibetan guide. This young man knows the entire history of Tibetan Buddhism and is eager to explain us every detail. On numerous walks and quite a few glasses of yak butter tea we philosophize about Buddha and the world. Soon we notice that the Chinese keep the Tibetans in an iron grip. Sonam was astonished to hear that it is possible in Switzerland to keep a political post while practicing your religion and that people can demonstrate without being arrested.Lhasa is full with heavily armed policemen and soldiers, in case sudden riots start. One is guarded and watched 24 hours a day.

In Lhasa the holy is united with the everyday life. We meet pilgrims from all over Tibet who gather devoutly in long queues to bring alms to the temples murmuring prayers. Many people walk one of the numerous koras every day. Koras are circuits around holy places which are always conducted with Buddha to the right (clockwise). Almost always there are stationary prayer wheels to whirl in case the own one isn't enough. Besides the meeting of friends and neighbours the koras provide spiritual merit which improve one's karma. The better the karma the better the prognosis for your next life and the sooner you reach enlightenment and nirvana. 

























Im Zug nach Lhasa - On the train to Lhasa

Bis vor einigen Tagen war die "Autonome Region Tibet" noch fuer auslaendische Touristen gesperrt, da China dieses Jahr das 60-jaehrige Jubilaeum der "friedlichen Befreiung Tibets" feiert, ein hochsensibles Ereignis. Wir sind so gluecklich, dass wir nun tatsaechlich nach Tibet reisen duerfen, dass es uns fast nichts ausmacht, dass wir keinen Platz mehr im Schlafabteil bekommen haben. Dafuer nehmen wir ein 6er-Abteil in Beschlag und werden regelmaessig von freundlichen Mitreisenden mit Essen, neugierigen Blicken und Gespraechen in Zeichensprache versorgt. Sogar das Zugpersonal kommt vorbei, um Erinnerungsfotos mit uns Westlern zu machen. 
Die epische Zugfahrt dauert 24 Stunden, erstreckt sich ueber 1956 km und rund 960 km der Strecke verlaufen oberhalb von 4000 m ueber Meer. Als westliche Engineure die Konstruktion der Gleise, die zu einem Viertel der Strecke auf Permafrostboden liegen, als nicht baubar einstuften, hatte die Partei nur ein muedes Laecheln uebrig. Chinesische Konstrukteure wurden mit der Entwicklung eines Kuehlsystem beauftragt, das den Boden um die Gleise ganzjaehrig auf Minustemperaturen haelt. An uns zieht die beeindruckende Landschaft des Tibetischen Hochplateaus vorbei und wir bekommen nicht genug von den schneebedeckten Gipfeln am Horizont. Wir entdecken sogar tibetische Antilopen und sehen zum ersten Mal die beruehmten Yaks mit ihrem dicken Wintermantel. Um 22 Uhr am naechsten Abend fahren wir im neuen Bahnhof von Lhasa ein und werden von unserem Guide Sonam in Empfang genommen. Tahidelek Tibet!

Until a few days ago the "Tibetan Autonomous Region" was closed for foreign visitors because of the 60 years anniversary of the “peaceful liberation of Tibet”, a highly sensitive event. We are so happy that we can finally make it to Tibet that we almost don’t mind not getting a sleeper berth. Instead we conquer 6 seats for the two of us and our friendly fellow passengers provide us with food and curious glances and we communicate in sign language. Even the usually stern train staff come over to get souvenir pictures with us Westerners.
The epic train journey takes 24 hours, streches across 1956 km of which 960 km lie above 4000 m above sealevel. When Western engineers assessed the constructions of the 550 km rails which lie on permafrost as impossible in the long run, the Party just smiled mildly. Chinese constructors were instructed to invent a cooling system which keeps the ground around the rails at permanent subzero temperatures. The amazing landscape of the Tibetan plateau flies by and we can’t get enough of the views of the snowy summits on the horizon. We even spot rare Tibetan antilopes and for the first time get glimpses of the famous yaks in their wintercloak. At the next day we arrive at the new Lhasa train station and our guide Sonam welcomes us. Tashidelek Tibet!














Sonntag, 14. August 2011

Xining

Xining ist die groesste Stadt in Westchina vor der grossen Einoede Qinghais und Tibet. Die Stadt liegt bereits auf 2300m. Der Ort ist einerseits unspektakulaer, hat aber andererseits seinen ganz eigenen Charme. Fuer uns ist das 4-Millionen-Kaff ein Beispiel der vielen ueberbevoelkerten Staedte Chinas, in dem es praktisch nur Wohnblocks und ein kleines Geschaeftsviertel gibt. Wir warten hier auf unsere Permits fuer Tibet und verbringen die Tage mit Ausruhen und einer mentalen Vorbereitung auf die 24-stuendige Zugfahrt (schon wieder harte Sitze) nach Lhasa.

Xining is the biggest city in the west of China before the great solitude of Qinghai and Tibet begins. The city is already at 2300m above sealevel. On one side, this place is pretty unspectacular but it still has it's charmes. For us, this 4 million metropolis is a typical example of an overpopulated city which consists mostly of apartment blocks and a small business area. We're waiting here for our Tibet permits and kill the time relaxing and with mental preparation for the 24h-trainride to Lhasa (hard seats again!).








Donnerstag, 4. August 2011

Zugstrapazen, Grillen & Krieger - Xi'an / Traintroubles, crickets & warriors - Xi'an

Vorwort
Wegen der teilweisen Zensur von Blogs und Homepages wie facebook in China ist es uns momentan nicht moeglich, Bilder auf unseren Blog zu laden. Wir bedauern dies, sind aber froh, euch wenigstens mit unseren Texten einige Einsichten zu gewaehren. Die Bilder folgen so bald wie moeglich.

Preface
Due to some censorship of blogs and social network homepages, we aren't able to upload pictures to our blog from China. We are sorry, but are glad we can at least provide some insights using texts. The pictures will follow as soon as possible.

China ist stolz auf sein ausgedehntes Zugnetzwerk mit seinen Hightech-Schnellzuegen (nicht die sichersten, wie man letzte Woche gesehen hat). Der Versuch, waehrend der Hochsaison Tickets zu beliebten Reisezielen zu bekommen, kann eine ernuechternde Erfahrung sein. 10 Tage vor Abfahrt gab's fuer uns nur noch Hardseat - Plaetze, also die einfachste Kategorie an Sitzplaetzen fuer eine 14-stuendige Fahrt ueber Nacht. Wir haetten uns natuerlich einen Platz im Schlafwagen gewuenscht, merkten aber im Zug, dass wir uns gluecklich schaetzen durften, ueberhaupt sitzen zu koennen. In den Gaengen zwischen den Sitzen sammelten sich so viele Reisegaeste mit einem Stehticket, dass man sich gut ueberlegen musste, ob der Toilettengang nicht noch etwas warten kann. So verbrachten wir die Nacht in einer Traube starrender Chinesen, deren Aufmerksamkeit sich abwechselnd auf uns und eine geistig verwirrte Frau neben uns richtete. Der Weg ist das Ziel!

Auf einer Tandem-Fahrt auf den alten Stadtmauern von Xi'an waren die Strapazen der Nacht schnell vergessen und wir genossen die frische Brise und die gute Aussicht. Neben den gut erhaltenen Glocken- und Trommeltuermen gibt es hier auch ein muslimisches Quartier mit der typischen Basaaratmosphaere. Wir probierten uns durch feine Suessigkeiten und kandierte Fruechte und trafen auf einen Haendler, der Riesengrillen verkauft. Anders als zuerst vermutet sind die Tiere nicht als Delikatessen gedacht, sondern werden in einem kleinen Holzkaefig im Haus aufgehaengt, damit man ihrem romantischen Zirpen lauschen kann..

Was uns in erster Linie nach Xi'an fuehrte ist aber eine archaeologische Sensation. Eine Armee bestehend aus ca. 8000 Kriegern, 670 Pferden und 130 Streitwagen, komplett aus Terracotta geformt, wurde hier 1974 entdeckt. Die Figuren waren 210 BC als Grabbeigabe von Qin Shi Huang, dem ersten Kaiser von China, erstellt wurden. Die Armee sollte das Reich des Herrschers auch im Jenseits verteidigen koennen. Eindruecklich ist neben der schieren Groesse des Fundes, dass jede der Figuren einzigartig ist in Bezug auf Kleidung, Frisur und Haltung (Bogenschuetzen, Fusssoldaten, Feldherren, Akrobaten, etc.). Die Ausgrabungen dauern immer noch an.


China is proud of its extensive railnetwork with its fast-speed trains (which aren't the safest as we've seen last week). Trying to get traintickets to some destinations during high season however can be a sobering experience. 10 days before departure there were only hardseat tickets left for us which are the simplest category of seats for a 14-hour overnight-journey. Of course we wished we got a sleeper berth, but on the train we realized we were lucky to have a seat at all. The aisles were so packed with passengers who got a standig ticket, that you had to think twice if a visit to the toilet was really necessary. So we spend the night in a crowd of staring Chinese who alternatly paid attention to us and a metally handicapped woman next to us.

On a tandem bike ride on the old citywalls of Xi'an we forgot about the troubles of the previous night and enjoyed the brise and the good views. Other than the well preserved bell- and drumtower there's also the Muslim Quarter with its typical bazaar-style atmosphere to explore. We bumped into a man who sells lots of big crickets. We learned that they aren't meant to land in the pot but are put in a small wooden cage and set up in the house to delight the inhabitants with their romantic chirr.

What lead us to Xi'an in the first place is an archaeological sensation. An army of an estimated 8'000 warriors, 670 horses and 130 chariots, completely made of terracotta, was discovered here in 1974. The sculptures are a funerary gift for Qin Shin Huang, the first emperor of China, made in 210 BC. The army was meant to be protecting the empire even in the afterlife. What is so astonishing besides the mere size of the discovery is that each sculpture is unique in the sense of clothing, hairstyle and posture (there are archers, footsoldiers, generals, acrobats, etc.). There are still many scultpures buried in the pits.


 Zugfahren auf Chinesisch - Riding the rails the Chinese way

Mier sind mit em Tandem da..